Mehr Flexibilität im Büro: 3 Arbeitsmodelle unter die Lupe genommen
Die Arbeitswelt von heute ist nicht mehr die von gestern. Digitalisierung, Globalisierung und die wachsenden Ansprüche der Mitarbeiter*innen an Work-Life-Balance treiben den Wandel stetig voran. Zudem hat die Pandemie gezeigt, wie wichtig es ist, anpassungsfähig zu sein und wie schnell sich Arbeitsweisen ändern können. Viele von uns haben bereits einen Vorgeschmack auf das Homeoffice bekommen, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt eine Vielzahl von flexiblen Arbeitsmodellen, die auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen und sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeiter*innen Vorteile bieten können.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihren Arbeitsplatz und Ihre Arbeitszeit so gestalten, dass sie perfekt zu Ihrem Lebensrhythmus passen. Das mag utopisch klingen, aber mit den richtigen Modellen ist es möglich. Doch warum ist es überhaupt wichtig, über solche Modelle nachzudenken? Schauen wir uns das genauer an.
Aspekt | Bedeutung |
Mitarbeiterzufriedenheit | Flexibilität kann zu erhöhter Zufriedenheit und Motivation führen, was wiederum die Produktivität steigert. |
Talentanwerbung | Unternehmen, die flexible Modelle anbieten, sind attraktiver für Talente und haben einen Vorteil im Rekrutierungsprozess. |
Nachhaltigkeit | Weniger Pendeln bedeutet weniger Verkehr und somit einen kleineren ökologischen Fußabdruck. |
Kostenersparnis | Durch Modelle wie das Homeoffice können Unternehmen Kosten für Büroflächen und Ressourcen einsparen. |
Anpassungsfähigkeit | In einer Welt, die stetig im Wandel ist, sind Unternehmen mit flexiblen Arbeitsmodellen besser aufgestellt, um schnell zu reagieren. |
Das sind nur einige der Gründe, die für einen flexibleren Ansatz in der Arbeitswelt sprechen. Es geht nicht mehr nur darum, von 09:00 – 17:00 Uhr im Büro zu sitzen, sondern darum, wie wir unsere Arbeit am effizientesten und zufriedensten erledigen können. Lassen Sie uns noch tiefer in die Flexibilität am Arbeitsplatz eintauchen und entdecken, welche Möglichkeiten sich uns bieten.
Homeoffice: Eine Arbeitsweise mit tiefgreifendem Wandel
Das Homeoffice hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Früher galt es oft als Privileg oder Ausnahme, heute sehen es viele als eine Grundvoraussetzung für moderne Arbeit an. Aber warum eigentlich? Und welche Erkenntnisse liefern uns Forschungen dazu? Einige Vorteile aus wissenschaftlicher Perspektive:
- Steigerung der Produktivität: Eine Studie der Stanford University aus dem Jahr 2017 zeigt, dass Arbeitnehmer*innen im Homeoffice um bis zu 13% produktiver sind als ihre Teamkolleg*innen im Büro. Dies liegt unter anderem daran, dass es zu Hause weniger Ablenkungen durch Kollegen und Kolleginnen gibt und die Arbeit in einem vertrauten Umfeld häufig als angenehmer empfunden wird.
- Zufriedenheit und Work-Life-Balance: Auch ist es inzwischen wissenschaftlich belegt, dass Mitarbeiter*innen, die die Möglichkeit haben, von zu Hause aus zu arbeiten, generell zufriedener mit ihrem Job sind. Sie schätzen die Flexibilität, die es ihnen ermöglicht, Arbeit und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren.
- Gesundheitliche Aspekte: Viele Mitarbeiter*innen im Homeoffice berichten von weniger Stress und einem besseren Gesundheitszustand. Das liegt unter anderem an einem flexibleren Tagesablauf und an einer vertrauten Umgebung. Dass das Pendeln entfällt, trägt ebenso dazu bei.
Diese Herausforderungen sind mit dem Homeoffice verbunden:
- Isolation und fehlende Teaminteraktion: Forscher der Harvard Business Review haben festgestellt, dass viele Arbeitnehmer*innen im Homeoffice die soziale Interaktion mit Kollegen und Kolleginnen vermissen. Dies kann sich negativ auf das Teamgefühl und die Unternehmenskultur auswirken.
- Ablenkungen zu Hause: Während einige Mitarbeiter*innen zu Hause produktiver sind, berichten andere von Ablenkungen durch Haushaltsaufgaben, Familienmitglieder oder Haustiere. Es ist daher wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen.
- Schwierigkeiten bei der Trennung von Arbeit und Privatleben: Inzwischen gibt es auch von wissenschaftlicher Seite Hinweise darauf, dass Arbeitnehmer*innen im Homeoffice Schwierigkeiten haben, nach Feierabend abzuschalten. Der ständige Zugang zum Arbeitsplatz kann zu Überarbeitung führen, insbesondere dann, wenn es zu Hause keinen räumlich getrennten Arbeitsbereich gibt. Verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben absichtlich, spricht man von Work-Life-Blending. Dieses Konzept hat folgende Vor- und Nachteile.
Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie klare Richtlinien und Unterstützung für ihre Mitarbeiter*innen im Homeoffice bieten müssen. Es reicht nicht aus, einfach zu sagen: „Arbeitet von zu Hause aus“. Es müssen Schulungen angeboten, klare Kommunikationskanäle eingerichtet und eventuell auch Ressourcen bereitgestellt werden, um ein produktives Arbeiten von zu Hause aus zu ermöglichen.
Homeoffice, wenn es richtig umgesetzt wird, hat sowohl für Arbeitnehmer*innen als auch für Arbeitgeber enorme Vorteile. Es bietet Flexibilität, kann die Produktivität steigern und trägt zu einer besseren Work-Life-Balance bei. Aber wie bei allem gibt es auch hier Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Mit der richtigen Herangehensweise und Vorbereitung können diese jedoch überwunden werden.
Job Sharing: Zwei Köpfe sind besser als einer?
In der modernen Arbeitswelt ist Job Sharing kein Fremdwort mehr. Bei diesem Modell handelt es sich um die Aufteilung einer Vollzeitstelle auf zwei Personen. Doch warum entscheiden sich immer mehr Unternehmen für diese Form der Arbeitsgestaltung? Und was sagen wissenschaftliche Untersuchungen zu den Vor- und Nachteilen dieses Modells? Hier gibt es natürlich ebenfalls einiges, was für die Einführung von Job Sharing spricht:
- Kreativität und Diversität: Mehrere Studien haben bereits ergeben, dass gemischte Teams oft innovativere Lösungen finden als homogene Strukturen bzw. Einzelpersonen. Ähnlich ist es beim Job Sharing. Auch hier bringt jede*r Mitarbeiter*in seine/ihre individuellen Erfahrungen, Ansichten und Ideen mit ein, was zu einer breiteren Perspektive und kreativeren Lösungsansätzen führt.
- Kontinuität und Stabilität: Durch Job Sharing wird die Abdeckung der Arbeitszeit erhöht. Wenn ein*e Mitarbeiter*in krank ist oder Urlaub nimmt, kann der/die „Job-Partner*in“ oft nahtlos weiterarbeiten. Dies bietet Unternehmen eine gewisse Sicherheit und Stabilität für das Unternehmen.
- Zufriedenheit und Motivation: Auch haben erste Studien herausgefunden, dass Arbeitnehmer*innen in einem Job Sharing-Modell oft zufriedener und motivierter sind. Sie schätzen die Balance zwischen Arbeit und Freizeit und fühlen sich durch die Zusammenarbeit mit ihrem oder ihrer Jobpartner*in oftmals bereichert.
Aber ebenso gibt es neben den Vorteilen auch Herausforderungen im Job Sharing, die es zu meistern gilt:
- Kommunikation ist der Schlüssel: Eine Untersuchung hat gezeigt, dass eine der größten Herausforderungen im Job Sharing die nahtlose Kommunikation zwischen den beiden Stelleninhabern ist. Es ist wichtig, dass beide Partner stets auf dem gleichen Informationsstand sind, um doppelte Arbeit oder mögliche Konflikte zu vermeiden.
- Kosten und Aufwand: Einige Firmen könnten die Einstellung von zwei Mitarbeitern für eine Position als teurer und aufwendiger empfinden. Selbst wenn das Gehalt geteilt wird, sind die Overhead-Kosten doppelt vorhanden. Dies kann besonders in kleineren Unternehmen zu Ressourcenproblemen führen.
- Akzeptanz im Team: In manchen Teams kann es Skepsis oder Unsicherheit bezüglich der Zusammenarbeit mit zwei verschiedenen Personen für eine Position geben. Hier ist es wesentlich, klare Strukturen zu schaffen und die anderen Teammitglieder*innen über die Vorteile des Job Sharings aufzuklären.
Unternehmen, die Job Sharing einführen möchten, müssen sich der spezifischen Herausforderungen dieses Modells bewusst sein. Die Schlüsselaspekte sind eine klare Kommunikation, die richtige Auswahl der „Job-Partner*innen“ und eine sorgfältige Einarbeitung. Aber wenn diese Hürden erst einmal überwunden sind, kann Job Sharing sowohl für Arbeitnehmer*innen als auch für Arbeitgeber enorme Vorteile bieten: Höhere Zufriedenheit, mehr Kreativität und eine größere Flexibilität in der Arbeitsgestaltung.
Die 4-Tage-Woche: Weniger ist manchmal mehr
Hierbei handelt es sich um ein Modell, das in den letzten Jahren immer mehr an Popularität gewonnen hat und sowohl von großen Konzernen als auch von Start-ups getestet wird. Aber was steckt hinter diesem Konzept und warum erwägen immer mehr Unternehmen, ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einen zusätzlichen freien Tag in der Woche zu gewähren?
Der Grundgedanke hinter der 4-Tage-Woche ist simpel: Weniger Arbeitszeit kann zu gesteigerter Produktivität und Zufriedenheit führen. Eine verkürzte Arbeitswoche kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter weniger erschöpft sind und somit konzentrierter und effizienter arbeiten können. Darüber hinaus kann die zusätzliche Freizeit die Work-Life-Balance verbessern und auf diese Weise das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Das ist nicht von der Hand zu weisen und auch aus wissenschaftlicher Sicht bereits untersucht worden:
- Gesteigerte Produktivität: Eine in Neuseeland durchgeführte Studie zeigte, dass ein Unternehmen, das die 4-Tage-Woche einführte, einen Anstieg der Produktivität verzeichnete. Die Mitarbeiter*innen waren motivierter und konnten ihre Arbeit in kürzerer Zeit erledigen.
- Verbesserte Mitarbeiterzufriedenheit: Forschungen weisen außerdem darauf hin, dass eine verkürzte Arbeitswoche eine höhere Zufriedenheit und ein niedrigeres Stresslevel zur Folge haben können.
- Geringere Abwesenheitsrate: Ein weiterer positiver Aspekt ist eine Reduktion von Fehltagen mit der Einführung der 4-Tage-Woche. Gut ausgeruhte Mitarbeiter*innen sind weniger anfällig für Krankheiten und Burnouts.
Potenzielle Herausforderungen:
Natürlich gibt es auch Herausforderungen, die bei der Einführung einer 4-Tage-Woche auftreten können. So müssen Unternehmen sicherstellen, dass in der verkürzten Arbeitswoche alle Aufgaben erledigt werden. Zudem kann es sein, dass Kunden und Kundinnen sowie Geschäftspartner*innen weiterhin erwarten, dass Mitarbeiter*innen an fünf Tagen in der Woche erreichbar sind, was Koordinationsprobleme zur Konsequenz haben kann.
Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels ist es für zahlreiche Unternehmen nicht einfach, die fehlenden Arbeitsstunden durch zusätzliche Mitarbeiter*innen aufzufangen. Deshalb argumentieren auch einige Kritiker, dass eine 4-Tage-Woche nicht in allen Branchen oder Berufen umsetzbar ist. Gerade in Bereichen, in denen eine ständige Verfügbarkeit erforderlich ist, wie im Gesundheitswesen oder im Kundenservice, könnte dieses Modell schwer realisierbar sein.
Die 4-Tage-Woche ist ein faszinierendes Konzept, das viele Vorteile sowohl für Arbeitnehmer*innen als auch für Arbeitgeber bietet. Unternehmen, die über die Einführung nachdenken, sollten jedoch sorgfältig abwägen und sicherstellen, dass sie bereit sind, sich den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen. Mit der richtigen Planung und Umsetzung kann dieses Modell jedoch zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten werden.
Fazit: Welches Modell passt zu uns?
Jeder von uns hat individuelle Bedürfnisse und was für den einen funktioniert, ist für den anderen vielleicht nicht ideal. Das Schöne an flexiblen Arbeitsmodellen ist, dass sie Vielfalt bieten. Bevor Sie sich für ein Modell entscheiden, sollten Sie überlegen, welche Prioritäten in Ihrem Leben und Beruf an erster Stelle stehen.
Ob im Homeoffice oder im Büro, ob allein oder im Team, das Wichtigste ist, dass wir unsere Arbeit mit Freude machen können. Flexible Arbeitskonzept sind keine Universallösung, aber sie bieten uns die Möglichkeit, unsere Arbeit an unser Leben anzupassen und nicht umgekehrt.
Also, vielleicht ist es an der Zeit, die Hausschuhe rauszuholen und dem Büro mal „Tschüss!“ zu sagen – zumindest für einen Tag in der Woche! 😉
Quellen:
https://www.gsb.stanford.edu/faculty-research/publications/does-working-home-work-evidence-chinese-experiment